Seit einer Woche kein neuer Eintrag, das tut mir leid für alle Leser, die hier vielleicht regelmäßigere Informationen erwartet haben oder sich von den Anekdoten zur schwedischen Geschichte noch nicht haben langweilen lassen. Seit fast zwei Wochen bin ich jetzt hier und die Zeit war wirklich unglaublich ereignisreich, beinahe ohne richtige Freizeit und häufig mit nur wenig Schlaf. Die Sommerwochen wollen genutzt werden, bald wird es Winter, die Tage werden kürzer und die Dunkelheit legt sich über die meisten Stunden des Tages. Dann ist es zu spät für die meisten Unternehmungen, was nicht heißt, dass Schweden dadurch an Attraktivität verliert, aber die Helligkeit wird sich dann auf wenige Stunden beschränken. Den Plänen nach zu urteilen, die gerade geschmiedet werden, könnten die nächsten Wochen noch mindestens ebenso ereignisreich werden...
Heute stand der erste, organisierte, Aufenthalt in Stockholm auf dem Programm, der sicher nicht der letzte gewesen sein wird, da die Zugverbindung nach Uppsala wirklich sehr bequem sind. Daher hier auch nur ein kurzer Einblick in den beeindruckendsten Programmpunkt des heutigen Tages, das Vasa-Museum. Andere Eindrücke in die wirklich außerordentlich schöne Stadt und die Umgebung folgen dann später.
Vor einigen Jahren war ich schon einmal in diesem Museum und muss sagen, dass es seit dem kein Stück seiner Attraktivität und Eindrucksmacht eingebüßt hat. War Schloss Skokloster ein Eindruck für die Macht des schwedischen Adels im 17. Jahrhundert, so gibt das Vasa-Museum einen Einblick in Machtfülle und Vergänglichkeit der schwedischen Großmachtstellung im 17. Jahrhundert.
Die "Vasa", am 10. August 1628 in Stockholm vom Stapel gelaufen und nur kurz darauf im Hafen gekentert und gesunken. Ein Konstruktionsfehler und die vollkommen überzogene Bestückung mit Kanonen und Mastaufbauten bewirkten Instabilität, die dem designierten Flagschiff des schwedischen Königs zum Verhängnis wurde. Im Schlamm des Stockholmer Hafens konserviert, wurde es über 300 Jahre nach seiner kurzen Jungfernfahrt geborgen, über Jahrzehnte konserviert und dann ausgestellt.
Nicht ganz zwei Jahre später später griff der Auftraggeber der Vasa, Gustav II. Adolf von Schweden, in den Dreißigjährigen Krieg ein, um ein weiteres Mal den schwedischen Großmachtanspruch im Ostseeraum und auf dem Kontinent zu untermauern. All dieses Selbstbewusstsein, dass sich auf den beispiellosen Aufstieg Schwedens im 17. Jahrhundert stützte, findet sich in der Symbolik der Wasa wieder: In der schlichten Größe wie in der Ausstattung mit Kanonen und Schnitzereien. Anders als in späteren Jahrhunderten war es nicht nur militärische Schlagkraft, mit der das Schiff ausgestattet werden sollte. Es war vielmehr eine Projektionsfläche für die königliche Herrschaftssymbolik, als Allegorie von Macht, Größe und militärischer Stärke gedacht.
Die Vasa ist daher an allen erdenklichen Stellen mit Schnitzereien überhäuft, mit Darstellungen römischer Soldaten oder Fratzen, die Schrecken bei Freund und Feind erzeugen sollten.
Die Bilder können sicher nur einen kleinen Eindruck davon geben, wie das Schiff insgesamt auf den Besucher wirkt. Wie sich heute erwiesen hat, trifft das nicht nur auf angehende Historiker zu, die ein immer größeres Faible für die Geschichte Schwedens entwickeln. Allen eher gelangweiligten Lesern verspreche ich, demnächst auch mal etwas über die örtliche Partyszene zu schreiben. Bald beginnt das Semester, die schwedische Urlaubszeit ist vorbei und die Stadt wird sich in der nächsten Zeit wieder langsam mit Studenten füllen.
nils23 am 08. August 10
|
Permalink
| 0 Kommentare
|
kommentieren