Mittwoch, 15. September 2010
Wanna go to Tallinn tomorrow?
Das war um 23:30 Uhr auf der wöchentlichen Party der Värmlands Nation (der ich übrigends beigetreten bin, aber dazu und zum ganzen Nationssystem später mehr). Wenige Stunden später machten sich 18 vergnügungssüchtige Austauschstudenten auf den Weg nach Estland - ohne irgendetwas geplant zu haben oder viele Gedanken an die Vorlesungen am Montag zu verschwenden. Kurzer Zwischenstop im Reisebüro, Kabinen für die Nächte gebucht, Sprint zum Zug um rechtzeitig nach Stockholm zu kommen, U-Bahn zum Fährhafen und rauf auf die "Baltic Queen" zu einer insgesamt 34-stündigen Fährfahrt mit 6 Stunden Aufenthalt in Tallinn.

Tallin 1

Die ganze Tour war so ziemlich das komplette Gegenteil zu der Tour nach Gotland, die ich unten beschrieben habe. War diese noch mit im wahrsten Sinne des Wortes deutscher Gründlichkeit überorganisiert, so war der Trip nach Tallinn von Anfang bis Ende spontan und damit umso besser bzw. erinnerungswürdiger. Nicht dass ich auf Gotland nichts gesehen hätte, aber der Faktor des Unerwarteten hat die Erfahrungen am letzten Wochenende umso intensiver gemacht, die Erlebnisse auf der Fähre haben ihr Übriges dazu beigetragen.

Tallinn 2
Tallinn 3

Im Vergleich zu den horrenden Preisen in Schweden war der Alkohol auf der Fähre unfassbar günstig. Meine Mitbewohnerin, die in Schweden aufgewachsen ist und lange auf solchen Schiffen gearbeitet hat, erzählte mir heute, dass viele Passagiere das Schiff in Tallinn überhaupt nicht verlassen, sondern sich nur betrinken und dann mit haufenweise Alkohol in Stockholm wieder von Bord gehen. In gewisser Weise hat es meine Gruppe diesen Personen gleichgetan, aber wenigstens haben wir uns am Sonntag intensiv Tallinn angeschaut. Bei nur wenig Schlaf verdient dies besondere Anerkennung, nachdem wir um 05:30 aus dem "Ibiza Club" der Fähre entfernt wurden und das Schiff bereits um 09:00 wieder verlassen haben. Schlaf hatte das Wochenende also nicht viel zu bieten.

Tallinn 4
Tallinn 5

Tallinn ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch wenn die sechs Stunden Aufenthalt absolut gereicht haben. Eine sehr schöne mittelalterliche Altstadt mit vielen historischen Gebäuden, großer Stadtmauer aus dem Mittelalter und einigen sehenswerten Ecken. Sehr deutsche Prägung, was aufgrund der lang zurückreichenden Einflüsse deutscher Kaufleute und Bevölkerungsteile nicht verwundert. Am späten Nachmittag ging es dann zurück auf die Fähre und das Prozedere startete von vorne (siehe oben).

Tallinn 6
Tallinn 8

Was bleibt ist nicht nur ein Schlafdefizit in dreistelliger Stundenzahl (naja, nicht ganz), dass aber in ein paar Tagen vergessen sein wird. Es bleiben großartige Erinnerungen an unglaublich tolle Leute aus verschiedensten Ländern, deren Unterschiede bei solchen Gelegenheiten fast gänzlich verschwimmen. Nächste Woche dann Helsinki...und dann Riga...die sechs Monate haben einfach zu wenig Wochenenden...

In der Chronologie meiner Erlebnisse hier bin ich etwas gesprungen, dafür überschlagen sich die Ereignisse hier einfach zu sehr. Einige Dinge der letzten Wochen werde ich nachtragen, weil sie sehr eindrucksvoll für schwedische Kultur und Traditionen sind und ich sie teilweise in Begleitung eines sehr lieben Besuches aus Hannover erleben durfte :)

Tallinn 7